18.03.2016
WICKEDE (RUHR). Die Situation in der Welt spiegelt sich in Wimbern beziehungsweise Wickede wieder. – So sprach Bürgermeister Dr. Martin Michalzik am gestrigen Donnerstagabend bei einer Veranstaltung im Roncalli-Haus davon, dass die Ruhrgemeinde in den knapp zwei Jahren seit Eröffnung der Massenunterkunft für Flüchtlinge in Wimbern am 14. April 2014 etwas „internationaler“ geworden sei.
Und die Vertreter der Flüchtlingsbetreuung der Malteser-Werke bestätigten dies durch Zahlen. Denn derzeit lebten Asylsuchende aus 22 Nationen unter dem Dach des ehemaligen Marien-Krankenhauses, hieß es. Von den rund 450 Bewohnern seien etwa 130 Kinder. 75 Familien sowie vornehmlich alleinreisende männliche Migranten seien vom Land in Wimbern untergebracht, berichteten der stellvertretende Betreuungsleiter Julian Demiet und die Sozialarbeiterin Vithy Rajakulasingam, die als neue Koordinatorin für die ehrenamtlichen Mitarbeiter fungiert. Die Mehrzahl der Flüchtlinge sei zwischen 18 und 35 Jahren alt. Ein Großteil stamme noch immer aus Syrien. Bei der Unterbringung der Menschen achte man möglichst auf die Trennung nach Familienstand und Nationalität.
Zwischenstation nach langer Reise, um zur Ruhe zu kommen
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten sollten die Flüchtlinge nach oft strapaziöser Reise in Wimbern erstmals etwas zu Ruhe kommen. Das multikulturelle Betreuungsteam der Malteser wolle den Menschen „eine angenehme Zeit“ bescheren und ihnen „eine regel- und wertekonforme Perspektive“ für ihr zukünftiges Leben in Deutschland aufzeigen, sagte Demiet.
Mitarbeiterinnen müssen sich in arabischer Männerwelt durchsetzen
Deutlich machte der Sozialarbeiter und stellvertretende Betreuungsleiter im Rahmen der Gemeinschaftsveranstaltung von Kolpingfamilie, Freundeskreis „Menschen helfen Menschen“ und CDU-Senioren-Union aber auch: Das Personal, welches vielfach selbst einen Migrationshintergrund besitzt und teilweise noch im Asylverfahren ist, müsse nicht nur interkulturelle Kompetenzen besitzen sondern auch in Deeskalation und Selbstbehauptung geschult werden. Letzteres gelte insbesondere für die Mitarbeiterinnen, die sich in der arabischen Männerwelt durchsetzen müssten.
Gegenseitiges Lob von haupt- und ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuern
Gegenseitiges Lob sprachen sich Ehrenamtskoordinatorin Vithy
Rajakulasingam und Freundeskreis-Sprecher Heinz Vihrog aus. Die hauptamtlichen
Mitarbeiter machten in der ZUE in Wimbern mehr als nur einen Job, so Vihrog.
Und Rajakulasingam bedankte sich für das ehrenamtliche Engagement von Vereinen
und Einzelpersonen, ohne die die Flüchtlingsbetreuung nicht in einer solch
guten Form zu leisten sei.
Öffentlichen Dank gab es sowohl von den Maltesern als auch vom Freundeskreis für die zahlreichen Sach- und Geldspenden aus der heimischen Bevölkerung.
Polizei sieht aktuell keine gravierenden Probleme in der ZUE
Deutlich machten die Betreuer wie wichtig „Beschäftigung“ und eine geregelte Tagesstruktur für die Flüchtlinge sei. So binde man die Menschen nicht nur in die notwendigen Arbeitsprozesse in der ZUE ein – sondern sorge auch für ein entsprechendes Freizeitangebot.
Dass sich dieses Konzept positiv auf das friedliche Miteinander auswirkt, machten die Vertreter der Polizei-Wache Werl deutlich, die die Situation rund um die ZUE momentan für recht entspannt halten.
Keine Kritik hatte die Polizei auch an den Wachleuten des Security-Dienstes „Kötter“ zu üben, die mit einem Dutzend Mitarbeitern pro Schicht die jeweils acht Malteser-Betreuer unterstützen.
Aus dem Publikum heraus wunderte man sich allerdings, dass es nur weniger als zwanzig hauptamtliche Mitarbeiter sind, die sich pro Schicht um bis zu 480 Asylsuchende (Maximal-Belegung) kümmern.
Ehrenamtliches Engagement von Lehrern: Deutsch-Kurse recht gut besucht
Um so wichtiger seien auch die ehrenamtlichen Helfer, hieß es denn auch seitens der Malteser. So gäbe es Sportgruppen und Frauen-Treffs sowie Deutsch-Kurse von Ehrenamtlern, die recht gut besucht seien. Letztere wolle man durch zwei hauptamtliche Lehrer künftig sogar noch mehr koordinieren und professionallisieren. Zudem wolle man demnächst noch Musikprojekte anbieten, gab Sozialarbeiterin Vithy Rajakulasingam einen Ausblick auf neue Ideen.
ANDREAS DUNKER für "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE"
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